Die Pforten der Ewigkeit by Richard Dübell

Die Pforten der Ewigkeit by Richard Dübell

Autor:Richard Dübell [Dübell, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2011-03-16T23:00:00+00:00


19.

WELSCHENBERN

Rudolf von Habisburch starrte auf den Steinbruch und bemühte sich, seine brodelnde Wut zu bezähmen. Der Steinbruch war das, was vom Außenring der großen Arena in Welschenbern übrig geblieben war, nachdem ein Erdbeben vor weit über hundert Jahren ihn hatte zusammenstürzen lassen. Aus der Ruine erhob sich der Kern der gewaltigen Anlage weniger trotzig als vielmehr resigniert. Es sprach für die Qualität römischer Baukunst, dass nach hundert Jahren fleißiger Entnahme für benachbarte Baustellen immer noch genügend Steine übrig waren, um dem Trümmerberg riesige Ausmaße zu geben.

Doch war es nicht der Überrest der Arena oder die schnöde Verwendung römischer Architrave als Stützsteine für Kellergewölbe, der Rudolfs Zorn galt. Es war König Konrad. Der Hass, den der Graf von Habisburch für den Vater empfunden hatte, hatte sich auf den Sohn übertragen, kaum dass er vor diesem gekniet und seine Hände von ihm hatte umfassen lassen, um den Vasalleneid zu leisten. Viel hatte nicht gefehlt, und er hätte die Ablegung des Eids unterbrochen, wäre aufgesprungen und hinausgestürmt. Und nun saß er hier fest, in dieser Stadt vergangener Glorie und verschütteten Glanzes, in der die Wunden des Erdbebens immer noch an vielen Ecken zu erkennen waren, und hörte zu, wie Konrad sich vom Herrn der Stadt, signore Ezzelino da Romano, preisen ließ, der quasi ein Schwager des Königs war, weil er eine seiner Halbschwestern geheiratet hatte. Rudolf hasste Ezzelino ebenso wie den jungen König, nicht zuletzt deswegen, weil er in ihm eine verwandte Seele erkannte – ehrgeizig und vom Ziel beseelt, an die Spitze zu gelangen, und absolut rücksichtslos gegen jeden, der sich ihm dabei in den Weg stellte. Die Familien in Welschenbern, die es mit der Welfenpartei gehalten hatten, hatte er ebenso erbarmungslos dezimiert, wie Rudolf Jagd auf die Albigenser gemacht hatte. Anders als Rudolf allerdings hatte sich Ezzelino mit den Ländereien zwischen Trient und Padua zufriedengegeben, die er an sich gebracht und schon zu Zeiten Kaiser Federicos unbelästigt von den Einflussnahmen seines Souveräns regiert hatte wie ein Kleinkönig. Rudolf würde sich niemals mit dem Platz unterhalb eines weltlichen Herrschers bescheiden, niemals.

Aber vielleicht hatte Ezzelino einst ebenso wie Rudolf gedacht und hatte dann vor den Realitäten der Politik resigniert? Deshalb hasste Rudolf ihn – weil er fürchtete, in ihm zu sehen, was auch aus ihm werden konnte. Er hatte seit dem Tod des Kaisers nur Fehlschläge eingefahren. War er schon an der Position angekommen, die er jemals erreichen würde? Am liebsten hätte er ihnen die Köpfe zusammengeschlagen, wenn sie miteinander flüsterten und dann laut lachten, dem jungen Dickwanst mit dem Goldreif im Haar und dem alten, knorrigen Schlagetot. Sie speisten und jagten zusammen, als wäre Konrads Italienzug bereits von Erfolg gekrönt und die Reichtümer Siziliens in der Truhe des Königs. Und von Gabriel gab es auch noch keine Erfolgsmeldung …

Hier in Welschenbern, mit nichts zu tun, außer so wie alle anderen Herren zu demonstrieren, dass König Konrad in Deutschland mächtige Freunde besaß, hatten sich Rudolfs Gedanken zeitweise auf kaum betretenes Terrain begeben. Es ging um dynastische Fragen, oder genauer gesagt darum, dass er sich langsam nach einer Frau umsehen sollte.



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